Hersteller | Leica | |
---|---|---|
Modell | SL | |
Original Testbilder: | ||
Kameratest | Kompletten Test als Download kaufen | kaufen |
Mit der offiziell als „SL (Typ 601)“ bezeichneten Kamera schneidet Leica eine ganze Menge alter Zöpfe beim eigenen Image ab. Denn diese Kamera ist keine halbherzig ins Digitale übertragene Variante der M-Sucherkameras oder eine mit Bildsensor statt Filmpatrone versehene Spiegelreflex, sondern ein modernes Wechselobjektivsystem mit allen Elementen, die man heutzutage von solchen Produkten erwartet. Das beginnt beim konsequent auf elektronische Menüstrukturen angelegten Bedienkonzept, das mit analogen Steuerelementen nach kurzer Eingewöhnung sehr intuitiv bedient wird, und reicht bis hin zum elektronischen Sucher.
Bei diesem geht sie mit einer Rekordauflösung voran und lässt mit 4,4 Millionen RGB-Bildpunkten alle bislang bekannten Varianten von Sony, Panasonic oder Olympus sichtbar hinter sich. Beim Aufnahmesensor hat sich Leica dagegen für eine moderate Lösung mit 24 Megapixel und Vollformat entschieden, die jedoch ohne Tiefpassfilter auskommt. Gemeinsam mit dem neuen SL-Objektiv lieferte sie eine hervorragende Schärfe- und Auflösungsleistung im Test.
Neu ab (0 Artikel)
Es fällt ein wenig schwer, die Leica SL zu den „CSC“, also „Compact System Cameras“ zu zählen. Ihr Gehäuse ist deutlich höher und breiter als manche Spiegelreflexkamera. Der Begriff „CSC“ wurde ursprünglich eingeführt, um die dank eines fehlenden Spiegelkastens kleineren spiegellosen Systemkameras zu kennzeichnen, das greift bei der Leica SL aber nicht mehr. Die Kamera basiert auf einem massiven, aus einem Alublock gefrästen Metallgehäuse, woraus sich das hohe Gewicht der CSC von 847 Gramm erklärt. Gleiches gilt für das neue SL-Objektiv, das mit 1.140 Gramm zu Buche schlägt, sodass man insgesamt ein knapp zwei Kilogramm schweres System trägt. Im Fall der Leica sind also Produktgruppen-Definitionen wie „DSLM – Digital Single Lens Mirrorless“ sinnvoller.
Ihr neu entwickeltes Objektiv ist mit 24 bis 90 Millimetern bei durchgängig 1:2,8 nicht nur in der Auswahl der Bildwinkel vergleichbar mit Top-Standardzooms der 24-bis-70-Millimeter-Klasse, sondern weist auch ähnliche Dimensionen und Maße auf.
Die hohe Auflösung des elektronischen Suchers wurde bereits genannt. Er ist aber auch noch in anderen Punkten bemerkenswert: Er kann bis zu 60 Bilder pro Sekunde darstellen, was bei Aufnahmen von Serienbildern und zum Beispiel gleichzeitig durchgeführten Schwenks zu einer besseren Darstellung und somit präziseren Bildkontrolle führt. Mit Faktor 0,80 (Umrechnung für 50-Millimeter-Objektiv mit Unendlich-Einstellung) ist er zudem sehr groß – sogar größer als optische SLR-Sucher der Profi-Klasse. Tatsächlich hat man beim Blick durch das Okular den Eindruck, auf eine Großleinwand mit knackig-scharfer Darstellung zu blicken.
Die Steuerung der Kamera ist intuitiv, aber zunächst etwas ungewöhnlich. Praktisch alle Tasten haben mehrere Funktionen, die zudem auch noch vom Anwender per Menü selbst bestimmt werden können. Die großen Tasten etwa rechts und links vom Bildschirm dienen durch längeren Druck als Funktionsschalter um zum Beispiel den Weißabgleich aufzurufen, werden aber gleichzeitig auch zum Abruf der Menüs verwendet.
Der Autofokus arbeitet rasant. Mit 49 Feldern erreicht er zwar nicht die Rekordmarken etwa von Sony, aber diese 49 Areale mit Kontrastmessung sorgen gemeinsam mit dem neuen AF-Objektiv für ein sehr flottes und zudem entscheidungsfreudiges Arbeiten des Fokus: Auslöser halb durchdrücken, schon steht die Schärfe fest.
Nicht nur der Autofokus ist rasant, auch die Serienbildfähigkeit beeindruckt. Bis zu elf Bilder pro Sekunde sind mit der Leica SL möglich. Bei Serienbildern hilft auch der ausgesprochen große Zwischenspeicher von zwei Gigabyte, der Aufnahmefolgen mit bis zu 30 DNG-Raw- plus JPEG-Bildern erlaubt. Bei reiner JPEG-Aufzeichnung können nur von der Speicherkarte begrenzte Serien aufgezeichnet werden.
Auch die weiteren Testergebnisse (siehe Tabelle links und unten) sind ausgezeichnet, sodass die Kamera insgesamt eine Top-Bewertung verdient.
Pro: Exzellentes Bildmaterial, speziell im Raw-Modus, sowie hohe Geschwindigkeit und vielfältige Einstellmöglichkeiten machen die Kamera zur Profi-Lösung.
Contra: Die Mehrfach-Belegung der Funktionsschalter und ihre kontextsensitiven Änderungen sind zunächst verwirrend und erfordern viel Einarbeit in die Kamera.
Abgesehen von ein paar geschmäcklerischen Streitpunkten etwa zum Bedienkonzept, legt Leica mit der SL (Typ 601) bei den spiegellosen Systemkameras ganz schön vor. Bildqualität, elektronischer Sucher, AF-Leistung und mehr verdienen Top-Noten. Die Leica SL ist keine Kompaktsystemkamera für den Urlaub, sondern ein hochwertiges Aufnahmesystem für Profi-Fotografen.
Die Leica beherrscht echte 4K-Videoaufnahmen mit 4.096 mal 2.160 Pixel, allerdings nur bei 24 Bildern pro Sekunde. In UHDTV (3.840 mal 2.160) sind auch 25 oder 30 Bilder möglich. Bei Nutzung des Full-HD-Modus (1.920 mal 1.080 Pixel) kann sie zudem mit 50 beziehungsweise 60 Bildern pro Sekunde (PAL/NTSC) auch schnelle Bewegungen gut erfassen. Sie speichert die Filme als MOV- oder MP4-Dateien, wobei die klassische H.264-Kodierung zum Einsatz kommt. Über den HDMI-Ausgang kann ein sauberes Signal ohne eingeblendete Aufnahmeinformationen ausgegeben werden. Dort steht bei den Bildern sogar eine Farbunterabtastung von 4:2:2 bei zehn Bit Farbtiefe bereit, um mit einem externen Rekorder professionelles Material etwa für Greenscreen-Videos im Studio zu erhalten. Intern speichert die SL ihre H.264-Filme mit dem typischen 4:2:0-Chromasubsampling und mit acht Bit Datentiefe. Für mehr Spielraum bei der Farbkorrektur der Videos lassen sich die Filme mit einem „flachen“, also zunächst relativ kontrastarm wirkenden „L-Log“-Profil aufzeichnen. Manuelle Belichtungseinstellung inklusive Vorwahl der ISO-Werte sind mit der neuen Leica ebenfalls möglich.
Auch der Ton lässt sich manuell steuern. Die Kamera kann zudem mit externen Mikrofonen und einem Kopfhörer arbeitet, benötigt aber dazu für ihren Spezialanschluss das optionale Adapterkabel „AA-SCL4“.Bei der Filmaufnahme ist ein gesondert zuschaltbarer Bildstabilisator sehr hilfreich.
Die Leica liefert hochauflösende, sehr sauber dargestellte 4K-Videos, die fast schon plastisch wirken. Zudem ist sie weitgehend konfigurierbar.