Hersteller | Phase One | |
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Modell | XF 100MP | |
Original Testbilder: | ||
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Seit jeher waren die besonders hohen Bildauflösungen eine Domäne der Mittelformatkameras. Nachdem Digitalkameras mit Kleinbildsensoren aber die 50-Megapixel-Marke überschritten haben, schrumpfte der Abstand zwischen beiden Systemwelten sehr deutlich.
Mit der Vorstellung der „XF IQ3 100“ beziehungsweise „XF 100 MP“ hat Phase One den Vorsprung auf beeindruckende Weise wieder ausgebaut. Doch was bringt eine 100-Megapixel-Kamera, für die man mit 45.000 Euro den Preis eines gehobenen Mittelklassewagens zahlt? Und wer nutzt so etwas überhaupt?
Schon die ersten Testbilder mit der Kamera verdeutlichen, dass die Phase One Feinheiten sichtbar werden lässt, die man bei der Aufnahme nicht bemerkt hat. So befinden auf der übernächsten Seite im FOTO HITS-Testbild mehrere kleine „Siemenssterne“, von denen die beiden äußerst rechten Sternchen in ihren unteren „Strahlen“ zwei schwarze Punkte aufweisen. Die Phase One XF 100 MP zeigt, dass es sich um Ziffern handelt, die die Anzahl der Sternarme („36“ und „24“; siehe Original-Testbild per Download) angeben. Diese immense Auflösung und Detailfülle ist im gesamten Bild deutlich zu sehen, ein Schärfeabfall zu den Bildecken ist praktisch nicht vorhanden.
Landschaftsfotografen bietet sich damit die Möglichkeit, selbst feinste Strukturen wie die Gräser einer Wiese oder die schroffen Kanten eines Gebirgszugs zu erfassen. Dazu trägt die exzellente Farbdifferenzierung bei: So sauber und klar hat man die Fäden der Garnrollen – und auch Staubkörnchen – im Testbild noch nie gesehen. Hauttöne werden mit weichen Verläufen reproduziert. Produktfotografen werden auf die XF zurückgreifen, um etwa den Lack von Luxus-Autos perfekt darzustellen.
Die Kamera ist nichts für Schnappschüsse: Zwar steht der Body sofort nach dem Druck auf den Einschalter bereit, aber bis das Phase-One-Digitalrückteil komplett initialisiert ist, vergehen elf Sekunden. Die weiteren Funktionen sind dagegen recht flott. Ihr neues Autofokussystem namens „Honeybee“ ist für eine Mittelformatkamera sehr schnell und erlaubt die Einstellung zweier AF-Feldgrößen. Neben dem größeren Standard-AF-Bereich ist jetzt eine Spot-Messung möglich.Die beiden berührungsempfindlichen Displays und viele kontextsensitive Funktionstasten machen die Bedienung der modularen Kamera einfach. Die Integration des Digitalrückteils und das Zusammenspiel mit der eigentlichen Mittelformatkamera ist bei den XF-Modellen nahtlos gelungen, sodass man mit ihr wie mit einer SLR arbeiten kann. Drei Einstellräder erleichtern Parametereingaben und Menünavigation.Überraschend ist die Verwendung von zwei Akkus: Ein Energieblock wird in das Digitalrückteil geschoben, einer in den Kamera-Body. Im Ernstfall läuft die XF IQ3 100 aber auch mit nur einem Akku.
Als erste Kamera konnte die Phase One XF 100 MP das FOTO HITS-Testverfahren in einem Kriterium aushebeln. Ihr Sensor erfasst theoretisch einen Dynamikumfang von 15 (!) Blendenstufen, was einzigartig ist. Im Test lieferte die Kamera 13,6 Blendenstufen, was der maximalen Anzahl der Abstufungen des Mess-Graustufen-Keils entspricht. Diese Transparenzvorlage gibt vom durchsichtigen Weiß bis zum Schwarz mit einer maximalen Dichte von 4,05 (Dmax) nämlich genau 13,6 Blendenabstufungen wieder.
Diesen Bereich schöpft die Kamera mit ihrem Rekordwert also voll aus und hat noch Reserven. In der Praxis zeigt sich das besonders beeindruckend in sehr kontrastreichen Motiven, wenn man in der mitgelieferten Konverter-Software „Capture One 9“ die Regler für Lichter und Schatten in ihre Maximaleinstellungen bewegt: In den hellsten und dunkelsten Motivbereichen werden jede Menge Bilddetails erkennbar.
Der Auflösungstest bestätigt den ersten Eindruck: Mit 8.645 von 8.708 möglichen Linien in der Bildhöhe wird so gut wie jeder Sensorpixel für Details im Foto nutzbar. Die Bilder wirken auch nicht überschärft, sondern zeigen mit 8,8 Prozent einen minimalen „Over Shot“-Effekt, also eine Überbetonung der Kanten. Bei Kompakt- und SLR-Kameras beträgt dieser Wert zwischen 14 und 25 Prozent.
Pro: Extrem hochauflösende Bildergebnisse mit präziser Farbdarstellung und einem beeindruckenden Dynamikumfang liefern Referenzwerte für alle anderen.
Contra: Der Bilder-Workflow (ausschließlich riesige Raws) und ihr Preis sorgen dafür, dass die XF 100 MP nichts für jeden ist, sondern ein Investitionsgut für Profis bleibt.
Highend-Fotografie par excellence: Die Ergebnisse der Phase-One-Kamera mit 100-Megapixel-Rückteil sind von der Auflösung bis zur Farbreproduktion über alle Zweifel erhaben. Wenn Top-Ergebnisse in der Werbefotografie gefordert sind, kommt man um die XF 100 MP nicht herum. Ihr extrem hoher Preis muss dazu in Relation gesetzt werden und kann sich dennoch rentieren.