Praxis

Bild

Astrofotos optimieren II

Die vorhergehende Folge zeigte, wie Leserinnen und Leser ein schönes Mondfoto aufnehmen und per Software verbessern. Die zweite erläutert, wie sie Himmelskörper zum Tanzen bringen.

Ein Sternwirbel saugt den Blick des Betrachters mitten ins Bildmotiv. Dieser Effekt ist einfach zu erzeugen, denn die meiste Arbeit übernimmt unsere Erde. Indem sie sich dreht, dehnt sie die Himmelslichter zu langen Strichen. Damit sie außerdem kreisförmig verlaufen, muss man einfach die Kamera zum Polarstern ausrichten, um den alle Sterne der Nordhalbkugel zu kreiseln scheinen. Dementsprechend ist die Technik rasch erläutert: 

  • Der Fotograf visiert den Polarstern an.
  • Dank Weitwinkelobjektiv werden riesige Kreise erfasst. 
  • In einer Verschlusszeit von höchstens fünf Minuten entstehen nur kurze Striche. Doch Spezial-Softwares kombinieren eine Bilderserie so, dass sie sich zu Kreisen verlängern.

Aufnahme

Nachtaufnahmen mit Stativ
Die Minimalanforderungen sind ein Zoom-Objektiv mit Weitwinkelbrennweite und ein Stativ.
Belichtungseinstellung
Wer den Vordergrund ins Bild einbezieht, muss bei der Bildbelichtung einen Kompromiss eingehen. Die Software Startrails versucht immerhin den Vordergrund zu mitteln. Bild: Eléonore Bommart

Bis die komplette Bilderserie im Kasten ist, sind bis zu zwei Stunden einzurechnen. Dazu addiert sich die Anreise, da eine möglichst zappendustere Umgebung benötigt wird, damit die Sterne auf dem Bild hell funkeln. Wie www.lightpollutionmap.com verdeutlicht, ist sie nur fern der Großstädte vorhanden.

  1.  Die Kamera kommt mit angesetztem Weitwinkel-Objektiv aufs Stativ.
  2.  Das Objektiv wird zum Hauptmotiv hin ausgerichtet. Der Polarstern muss nebenbei nicht immer direkt über ihm stehen. Befindet er sich seitlich von ihm, dann tauchen die Startrails beispielsweise als Halbkreise im Bildfenster auf. 
  3.  Ein eingeschalteter Bildstabilisator, der auf dem Dreibein nichts zu tun hat, entwickelt ein ungutes Eigenleben. Daher geschaltet man ihn aus. 
  4.  Die Bilder sollten im JPG-Format gespeichert werden, damit die Speicherzeit zwischen den Aufnahmen kurz ausfällt. Aus demselben Grund wird eine automatische Rauschreduzierung deaktiviert, die sich tief in Kameramenüs verbirgt. 
  5.  Der Fokus muss per Hand eingestellt werden, da der Automatik in der Dunkelheit Kontrastkanten fehlen, um sich daran zu orientieren. Hierfür stellt man den Live View des Kameramonitors auf maximale Vergrößerung. Dann wird der Fokusring gedreht, bis die Sterne sich von Scheibchen zu scharfen Punkte wandeln.
  6. Grob geschätzt darf die Verschlusszeit eines Einzelbilds bei 30 Sekunden liegen.  
  7. Die Lichtempfindlichkeit wird so eingestellt, dass die Sterne am schwarzen Himmel klar hervortreten, während die Vordergrund-Kulisse so sichtbar wie nötig beziehungsweise möglich ist. 
  8.  Als letzte Vorarbeit schießt man ein Darkframe, also ein Foto mit Verschlusskappe auf dem Objektiv. Im fast schwarzen Ergebnis sind nur Störpixel sichtbar, die die Software "Startrails" aus der eigentlichen Nachtaufnahmen herausrechnet. Die Verschlusszeit richtet sich nach der in Punkt 6) gewählten. 

Abschließend darf die Aufnahmeserie starten. Die Bildfrequenz errechnet sich wie folgt: Bei jeweils fünf Minuten Belichtungszeit genügen zirka zehn Aufnahmen, bei realistischeren 30 Sekunden vermehren sie sich auf zirka 50. Im Menü mancher Kamera wie der Nikon Z lässt sich die Abfolge exakt einstellen.

Fotos stacken

Die Bilderserie vereint "Startrails" zu einem einzigen perfekten Meisterwerk. Außerdem kann sie aus ihr einen Film produzieren, in dem die Sterne über den Himmel wandern, statt Striche zu bilden. Besonders dramatisch wirkt er, wenn zudem nächtliche Wolken vorüberziehen. 

  1. Mittels "Datei - Aufnahmen öffnen" navigiert man zum Bilderordner. Dort markiert die Tastenkombination Strg und a den kompletten Inhalt, ein Mausklick auf "Öffnen" lädt ihn ins Programm.
  2. Den zuvor erstellten Darkframe macht "Datei - Dunkelbilder öffnen" nutzbar.
  3. Den Wert 2 bei „Erstellen - Vordergrund mitteln“ kann man meist beibehalten. 
  4. Ebenso erfordern die Vorgaben für "Erstellen - Strichspuren" oder "Erstellen - Video" gewöhnlich keine Anpassung.
  5. Unter "Datei speichern" ist das Format Tif sinnvoll, wenn noch weitere Bearbeitungen erwünscht sind, ansonsten genügt eine komprimierte und damit kleinere JPG-Datei.

Gemessen an der Aufnahmezeit gelingt die Sternfusion in wenigen Sekunden. Doch das Resultat beeindruckt nachhaltig: Die Landschaft wird von geradezu hypnotischen Himmelslichtern erleuchtet.

Zeitraffer-Film erstellen

Die Dateien öffnet man ebenso wie in "Fotos stacken". Aber anstatt auf „Erstellen - Strichspuren“ zu klicken, ist "„Erstellen - Video" gefragt.

  • Es öffnet sich das Dialogfeld "Videoausgabe". Hinter dem Text "Ausgabe" klickt man auf das Ordner-Symbol und wählt den Ort aus, in dem der Film landen soll.
  • Der Name darf frei vergeben werden. Günstig sind immer Ort und Datum, her Lerchenhof_8-5-24, was Lerchenhof_8-5-24.avi ergibt. 
  • Die gewünschte Auflösung richtet sich nach der des endgültigen Films. Für ein YouTube -Video wäre dies überdimensioniert, hier genügen 640 Pixel in der Breite, auch typische AVI-Größen von 1.280 und 1.920 funktionierten. Das theoretische Maximum, das sich nach der Größe der Einzelbilder richtet (hier: 3.840 mal 2.160 Pixel) führte wie erwartet zu einer Fehlermeldung.
  • Als Bildrate ergibt "25" ein flüssiges abspielbares Ergebnis.

 

 

Startrails

  • Freeware
  • Windows
  • Sprache: Deutsch u. a.