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Bild: Hannah Puechmarin mit dem Nikkor Z DX 12-28mm f/3.5-5.6 PZ VR

DX-Familie feiert

Nikons DX-Format begeht seinen 25. Geburtstag. Verblüffenderweise hat es sich eher verjüngt: Anfangs entdeckten Digital-Pioniere die kleine, feine Digitaltechnik für sich. Nachfolgend wuchs eine Jugend heran, die sie nun für Reels und Reportagen nutzt. Trotz aller Unterschiede verläuft ein Treffen der Generationen für alle erfreulich.

Es war eigentlich gut gemeint. Die Nichte des Redakteurs wollte vor Jahren eine Kamera, und der Vater riet zu „etwas Richtigem“, also einer dicken D-SLR. Nach erster Begeisterung schlummert sie nun im Schrank, da ein anderes System perfekt auf eine 15-Jährige zugeschnitten wäre: eines, das auf dem DX-Sensor basiert. Zu diesem hatte der Onkel (und Fotoredakteur) geraten, schon weil es nachfolgend den Geldbeutel weniger strapaziert hätte. Außerdem wäre das System von der Schule bis zur Uni mitgewachsen. Warum das so ist, erläutert der nachfolgende Kasten.

DX-Dynamik

Das DX-Format wurde 1999 mit der Nikon D1 eingeführt, als niemand an TikTok dachte. Daher war es klar für klassische Werte konzipiert, die sich aber jetzt bewähren.

  • Es erlaubt einen preiswerten Einstieg in ein Kamera-System.
  • Der Body kann leicht gebaut werden.
  • Die Objektive sind kompakt und damit reisetauglich.
  • Die Brennweitenverlängerung bewährt sich unter anderem bei Naturaufnahmen. Dank Faktor 1,5 werden 200 zu 300 Millimetern Brennweite, trotzdem ist die Linsenkonstruktion vergleichsweise leicht.
  • Passende Objektive zaubern an DX-Kameras ein fantastisches Bokeh.

Schön, wenn man Recht behält, aber für die Liebsten wünscht sich der Experte mehr als das. Erstens soll der Jungfotograf mit der Bildqualität glücklich sein und zweitens darf ihm die Technik Spaß machen. Die Redaktion stellt zwei DX-Kameramodelle gegenüber, die für beides ausgestattet sind. Die Nikon Z30 bringt alle voran, die stark am Bewegtbild interessiert sind. Die Nikon Zfc ist auf Foto plus Film ausgerichtet und schmückt überdies den Menschen hinter dem Sucher.

Nikon Z30

Nikon Z30

Warum die Z30? In der Diskussion könnten zwei Welten aufeinanderprallen: Der Kamera-Experte wägt die technischen Vorteile ab, die junge YouTuberin führt die Ansprüche eines Zehn-Sekunden-Videos ins Feld. Tatsächlich schließt sich keine der Positionen aus, vielmehr ergänzen sich beide. Für den Nachwuchs ist klar:

  • Eine Drei-Kilo-SLR balancieren nur Shaolin-Mönche ruhig mit ausgestrecktem Arm. Jemand mit Durchschnittsoberkörper kann also das Selfie-Video auf dem Markusplatz in Venedig vergessen. Dagegen erleichtern es die 405 Gramm einer Z30 im Wortsinn, die Herausforderung zu stemmen.
  • Peinlich, wenn man nach einigen Minuten merkt, dass die Kamera nicht läuft. Ein rotes Licht (Tally-Light) vorn an der Nikon Z30 bestätigt die Aufnahme.
  • Extreme Perspektiven machen sogar eine Einkaufstour (im Web-Sprech: hauling) spannend. Ohne Verrenkungen gelingen sie nur mit einem neig- und drehbaren Touchscreen-Monitor wie dem der Z30.
  • Junge Menschen lesen kein Kochbuch, wenn sie Brot backen wollen – sie schauen einen YouTube-Kanal. Wollte der Autor dort seine langjährige Erfahrung mit Sauerteig unterbringen, stößt er auf ein Problem: Der Roggenpamp klebt an den Händen, weswegen Kameraeinstellungen wie der Fokus unmöglich nachzuregeln sind. In dem Fall darf er sich bei der Aufnahme auf die automatische Augenerkennung verlassen. Ein weiterer Vorteil: Wie es sich für Filmkameras gehört, neigt der Video-AF nicht zum „Pumpen“. Er wechselt also nicht zwischen Schärfe und Unschärfe, was Zuschauer irritiert.
  • Entgegen mancher Vorurteile besteht Social Media nicht nur aus Beauty-Tipps. Wer aber anders als etwa die großartigen „Quarks Science Cops“ keinen Kameramann vom Sender WDR bekommt, der muss die Aufnahme fernsteuern. Für Start, Stop und Zooms lässt sich die Z30 vom Smartphone oder Tablet-PC aus lenken.

Die YouTuberin ist also bestens bedient. Doch der Traditionalist stellt berechtigte Anforderungen etwa an die Bildqualität. Er weiß, dass auf einem Smartphone-Display jedes Video irgendwie gut aussieht, auf einem Bildschirm aber erbärmlich. Zudem liefert ein Smartphone nicht die Informationen, die für eine Nachbearbeitung nötig sind. Dagegen bescheinigten der Nikon Z30 die Labortests in FOTO HITS 10/2022 ein „Sehr gut“:

  • Der Test bestätigte, dass der automatische Weißabgleich der Nikon Z30 generell für neutrale Bilder sorgt, die wichtigen Hauttöne gelingen ihr sehr treffend.
  • Die Kamera weist einen hohen Kontrastumfang von 11,7 Blendenstufen auf. Diese Dynamik hält die kleine Kamera bis in die höchsten ISO-Lichtempfindlichkeiten durch.
  • Im Praxistest ließ sie während einer Filmsequenz flüssig zoomen. Zudem ist die Blende ohne spürbare Klicks glatt verstellbar.

Objektiv-Empfehlungen

Das Wichtigste für Fachfrau und -mann dürfte die große Auswahl an Objektiven im Nikon-Sortiment sein. Der Nikon Z30 steht das gesamte Linsensystem der Z-Welt offen, also über 40 Objektive inklusive Makro-Lösungen. Mit dem FTZ-Adapter erschließt sich ihr außerdem die weite Welt der Nikon-F-Objektive.

Ein guter Einstieg ist der Allrounder NIKKOR Z DX 18–140mm 1:3.5–6.3 VR (siehe Beispiel oben). Er besitzt einen riesigen Brennweitenspielraum, wiegt aber nur 315 Gramm. Daher nimmt man ihn gern in den Urlaub mit, um grandiose Landschaften ebenso wie Wildtiere zu erfassen.

Das Nikkor Z DX 12-28mm f/3.5-5.6 PZ VR verdient den Beinamen Powerzoom zu Recht, da sein Antrieb jegliche Brennweitenänderung gleichmäßig durchführt. Das kommt einem Content Creator entgegen, da er seinen Fol­lowern flüssige Zoom-Fahrten bieten kann.

Für anspruchsvolle Spezialisten ist das Nikkor Z DX 24mm f/1.7 bestens geeignet. Wie Tests in FOTO HITS 10/2023 bewiesen, fokussiert es sehr flott und eignet sich für eine kontinuierliche Scharfeinstellung während des Filmens. Das Gesamturteil: „Sehr gut“. 

Einig sind sich Foto- und Social-Media-Fans in einem Punkt: Sie brauchen eine „Tote Katze“. Dieser Fellpuschel gehört zum weiten Thema „Audio“, das oft vernachlässigt wird. Doch die Ton- gehört neben der Bildqualität ganz oben auf die Liste bei der Kamerawahl, da kein Filmzuschauer und -hörer dauerhaft Störgeräusche ertragen will. Die Z30 glänzt mit gleich zwei integrierten Mikrofonen, kann aber auch mit externen Aufnahmegeräten – und natürlich besagtem Fellteil – aufgerüstet werden.

Somit wächst die Nikon Z30 wie gewünscht mit: Die Nichte (oder der Neffe) punktet mit ihr beim Party-Live-Mitschnitt, mit etwas mehr Erfahrung in Instagram-Reels, also bei Videos fürs Web. Wohlgefällig sehen die Erziehungsberechtigten, dass sie auch für die Semesterarbeit „Kurzfilm“ zum Einsatz kommt. Nicht zuletzt wissen sie endlich, was sie Weihnachten oder zum Geburtstag schenken können, denn sinnvolles Zubehör gibt es reichlich. 

Nikon Zfc

Nikon Zfc

Das Retro-Design der Nikon Zfc zieht alle Generationen magisch an. Das ist fast zwangsläufig, da für sie die legendäre Nikon FM2 Pate stand, mit der etwa Steve McCurry das afghanische Mädchen porträtierte. Doch die Nikon Zfc ist ein attraktiver digitaler Nachfolger, was das Testurteil „Exzellent“ in FOTO HITS 10/2021 bestätigte: „Im Fall der neuen Nikon Zfc ist eine sehr kompakte, leichte und dennoch leistungsstarke Kamera entstanden, die viel Freude am Fotografieren bereitet“, sagt das Fazit. Weniger nüchtern ist der persönliche Ersteindruck, wenn man sie auspackt und die Belederung berührt. Gefühlt ist es, als würde man einen Welpen streicheln (oder sensorisch näher: eine Baby-Schildkröte). 

Die vertrauten Rädchen laden dazu ein, mit ihnen als Handschmeichler zu spielen, etwa mit dem für die Lichtempfindlichkeit. Wichtiger für Social-Media-Auftritte ist, dass die Nikon Zfc mehr Blicke auf sich zieht als das Vintage-Tour-Shirt, das nach 30 Jahren wieder angesagt ist. (Wer hätte geahnt, dass Jugendliche wieder Logos von AC/DC und Nirvana tragen.) Noch größere Aufmerksamkeit generiert ein Jungfotograf nur, wenn er lässig einen Film in eine analoge Nikon einlegt. 

Die Nikon Zfc überzeugt neben ihrer Auflösung und Bilddynamik auch mit praktischen Lösungen für den Videobereich. Wesentlich für die Bildqualität ist, dass sie 4K-Videos aufnimmt. Als hilfreiche Eigenschaft besitzt sie wie die Nikon Z30 einen Augen-Autofokus sowie einen neig- und drehbaren Touchscreen-Monitor, der sich jedem Blickwinkel anpasst.

Schön gelöst sind hierbei zwei Details: Wenn man den Monitor nach vorn dreht, wird automatisch der Selbstporträt-Modus gestartet. Zudem befindet sich direkt neben dem Auslöser der Nikon Zfc ihr Ein-/Ausschalter. So kann der Benutzer im Modus „Auto“ schnell reagieren, wenn er die Kamera ans Auge nimmt und loslegen möchte. Es ist ohnehin begeisternd, wieder Menschen zu sehen, die mittels Sucher ein Motiv gestalten – ein Zeitsprung in die Vor-Monitor-Ära. 

Gute Perspektiven

Mit dem Nachwuchs lässt sich uferlos debattieren, wer abends das Auto bekommt. Das war es aber oft mit den technischen Schnittmengen. Das DX-System eröffnet neue Begehrlichkeiten: Die Nikon Zfc wollen sich alte Hasen schon wegen nostalgischer Erinnerungen ausleihen. Zudem bereichern die Videos der Z30 in hoher 4K-Auflösung eigene Reisegeschichten, selbst wenn sie statt im Insta­gram-Account auf der klassischen Leinwand erscheinen.

Darüber hinaus kann ein Fotograf zufrieden sein, wenn die Jungen eine höhere Liga für sich entdecken. Ob sie hier für TikTok produzieren oder erste Reportagen meistern – das Mehr an Qualität ist sichtbar. Das wiederum treibt die Begeisterung fürs nunmehr gemeinsame Hobby voran.