Der Wunsch nach einem Super-Tele ist zwar bei jeder und jedem vorhanden, aber der Preis und das Gewicht kühlen das Begehren ab. Allerdings gibt eine preiswerte Alternative: Digiskopie. FOTO HITS 6/2023 stellte Spektive vor und schilderte, wie man einen passenden Adapter bastelt. Der Artikel ergänzt die DIY-Anleitung um Praxistipps.
Um die eigene Kamera aufzurüsten, sind vier Zutaten erforderlich:
Als Spektiv bezeichnet man ein einäugiges Fernrohr, das sich seit den Tagen Galileo Galileis deutlich weiterentwickelt hat. Damit etwa ein Vogelkundler bequem hineinschauen kann, ist es vorn um zirka 45 Grad nach oben abgeknickt. Daneben werden auch Spektive hergestellt, die einen geraden Einblick erlauben.
Spektive sind häufig modular aufgebaut, zu ihnen gesellt sich fast immer ein Okular. Dieses passende Teil bieten Hersteller ebenfalls an. Es enthält ein eigenes Linsensystem und erweitert damit nochmals den Vergrößerungsfaktor des Spektivs. Um ihn zu justieren, ist ein eigener Ring eingebaut.
Kameras werden in der Regel über einen T2-Adapter angeschlossen. Wer die Unkosten einsparen will, kommt auch mit der DIY-Lösung aus FOTO HITS 6/2023 zum Ziel. Adaptierbar sind sowohl Kompaktkameras als auch Systemkameras samt Objektiv. Theoretisch kann man eine Spektiv-Okular-Kombination auch direkt an ein Kamera-Bajonett ansetzen. Jedoch sinkt dadurch zumeist die Abbildungsleistung, weswegen es gängig ist, ein Objektiv dazwischen zu setzen.
Ein gutes Stativ gehört zum Digiskoping fest dazu, da es gestattet, trotz einer verlängerten Brennweite ein scharfes Foto zu schießen. Frei aus der Hand verwackelt es mit hoher Wahrscheinlichkeit. Zudem sollte eine Teleskopschiene den Stativkopf ergänzen, die das Gewicht des Spektivs gleichmäßig verteilt. Allerdings genügt auch ein herkömmlicher Zwei-Wege-Neiger.
Spektive
Bresser, ab 96 Euro. Die Redaktion probierte das Spitzenmodell im Sortiment aus. Die Dachstein-Baureihe ist robust, wasserdicht und voll mehrschichtvergütet. Darüber hinaus verfügen sie über eine exklusive Optik aus ED-Sonderglas. Hierdurch werden Farbtreue, Kontrast und Bildschärfe weit über das normale Maß von Linsenoptiken gesteigert. Objektive aus ED-Glas (ED = Extra low Dispersion) werden in einem aufwendigen Prozess hergestellt und sind dank ihrer Abbildungsqualität bei der Digiskopie vorzuziehen.
Wer die DIY-Lösung professionalisieren will: Mit dem Adapter 49-14900 lassen sich nahezu alle Digitalkameras oder kompakten Camcorder anschließen.
Wer einen Baum vor einem Zimmerfenster hat, darf gleich auf erste Vogelfotos hoffen. Man macht es sich bequem, fokussiert auf einen Zweig und zoomt, bis die Vignettierung verschwunden ist.
Für Einsteiger gilt: einen mittleren Blendenwert vorgeben und den Rest der Zeitautomatik überlassen (meist Modus A). Der Blitz wird abgeschaltet, ebenso der Bildstabilisator.
Die Fokusebene stellt der Fotograf grob am Spektiv ein. Der Kamera-Autofokus wiederum arbeitet häufig auch mit Spektiv verlässlich. Dagegen wird manuelles Fokussieren nötig, wenn sich das Motiv etwa hinter Zweigen versteckt.
Bei Federvieh als Motiv sowie einer 20- bis 30-fachen Vergrößerung darf man etwas unterbelichten. Rein weiße Daunen würden andernfalls „ausfressen“. Zudem lassen atmosphärische Einflüsse das Motiv etwas flau wirken. Liegen die Bilddaten im Raw-Format vor, lassen sich dunkle Bereiche per Bildbearbeitung wieder schonend aufhellen.
Vögel zeigen sich einem Spektiv gegenüber äußerst scheu. Es ist daher hilfreich, die Apparatur frühzeitig an der gewünschten Stelle aufzubauen, damit sich das Federvieh an seinen Anblick gewöhnt.
Ein Funkauslöser erweist sich zweifach nützlich. Erstens kann sich der misstrauenerregende Beobachter weit vom Digiskop entfernen. Zweitens gelingt ohne Fingerkontakt eine leichter eine unverwackelte Aufnahme.
Die extrem preiswerte Lösung erzwingt selbstredend einige Abstriche bezüglich Bildqualität. Nichtsdestoweniger erschließt sie neue Horizonte, kostet aber den Bruchteil einer entsprechenden Telebrennweite.
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Bresser ED Spektiv Dachstein 20-60x80 Zoom mit hochwertigem ED-Glas, voller Mehrschichtvergütung und Feinfokussierung, inklusive Bereitschaftstasche